Bereits vor der Corona-Krise haben die Deutschen viel im Büro gesessen. Aber langes Sitzen schadet dem Rücken und der Haltung. Hier setzt das Start-up 8sense aus Rosenheim an. Die Gründer Ralf Seelan und Christoph Tischner haben einen Haltungs- und Rückentrainer entwickelt, der aus einer Sensor Technologie und einer App besteht. Die beiden konnten bereits Kooperationen mit großen Partnern aus der Büromöbel- und Pharmaindustrie eingehen und wollen den Massenmarkt erobern. 8sense haben aus dem Job heraus gegründet, aber als THI-Alumni besuchte Christoph Tischner Gründungsveranstaltungen der Technischen Hochschule Rosenheim. Heute wirkt er auch als Speaker bei Veranstaltungen seiner Alma Mater mit und gibt so etwas von seiner Erfahrung an die Gründer von morgen weiter. Im HOCHSPRUNG-Interview erzählen die Gründer unter anderen von zwei erfolgreichen Finanzierungsrunden und verraten, warum sie keine Fans von Crowdfunding sind.
Stellt euch bitte kurz vor: Was genau macht euer Startup und was ist das Besondere an eurer Geschäftsidee?
8sense ist ein Haltungs- und Rückentrainer, bestehend aus Sensor Technologie und mobiler App, für mehr Wohlbefinden im Büro. Unsere Zielgruppe sind alle Personen, die im Büro arbeiten und unter Rückenschmerzen oder schlechter Haltung leiden, also eine sehr große Zielgruppe. Zudem helfen wir auch Unternehmen und Versicherungen, Ausfallzeiten zu reduzieren und so Krankheitskosten zu sparen. Für eine schnelle Marktdurchdringung kooperieren wir im Vertrieb mit großen Partnern aus verschiedenen Segmenten wie der Büromöbel- oder Pharmaindustrie. 8sense hat seinen Sitz im Rosenheimer Gründerzentrum Stellwerk18 und war bereits in zwei Finanzierungsrunden (Pre-Seed, Seed) erfolgreich.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Letztendlich war die eigene Erfahrung von Rückenschmerzen, verursacht durch sehr viel Arbeit und langes Sitzen im Büro, ein Auslöser für die Idee. Hinzu kam der Spaß an der Entwicklung von technischen Lösungen. Unser erster Prototyp war dabei noch ein smartes Textil mit drei Sensoren, welches die Wirbelsäule recht genau vermessen konnte. Allerdings haben wir schnell gemerkt, dass diese Art der Lösung sehr komplex und auch kostspielig ist. Für uns war es immer wichtig, ein massentaugliches Produkt zu bauen. So ist dann Iteration für Iteration unser 8clip entstanden, der im Produktdesign einer Geldklammer ähnelt.
Welche Rolle spielte die Hochschullandschaft für eure Gründungsinitiative? Wovon habt ihr besonders profitiert (Angebote, Veranstaltungen, Wettbewerbe usw.)?
Für die erste Initiative spielte die Hochschullandschaft erst einmal keine direkte Rolle, da wir beide eher aus der Arbeitswelt gekommen sind. Im Zuge der ersten Monate haben wir dann natürlich schnell Kontakt zu allen verfügbaren Stellen aufgenommen und auch Gründungsveranstaltungen besucht, z.B. der Technischen Hochschule Rosenheim. Weiter ging es mit dem Eruieren einer möglichen EXIST-Förderung bis hin zur Teilnahme an den Wettbewerben von BayStartUP. Die Wettbewerbe können wir jedem Gründer empfehlen, weil man dort relativ schnell ehrliches Feedback bekommt – auch wenn dieses Feedback einem nicht immer schmeckt. Wir konnten zudem so schnell ein erstes Netzwerk in Richtung Investoren aufbauen. Und auch die EXIST-Förderung und das damit verbundene Netzwerk aus anderen Start-ups, Betreuer an der Hochschule und Coaches kann sehr hilfreich sein. Wir haben allerdings für uns festgestellt, dass wir mehr Speed brauchen und schnell eine Kapitalgesellschaft gründen müssen. Deshalb gab es in unserem Falle dann keine EXIST-Förderung. Trotzdem ist EXIST ein tolles Förderinstrument!
Was waren die bislang größten Herausforderungen für euch?
Da gibt es ehrlicherweise viele Herausforderungen, denen wir uns gegenübersahen. Ein einschneidendes Erlebnis war sicherlich unsere gescheiterte Crowdfunding Kampagne gleich im ersten Jahr. Hier hatten wir deutlich höhere Erwartungen und hatten auch mit den Einnahmen geplant. Es kam aber anders. Letztendlich bedeutet Start-up auch immer ein Kampf um Liquidität, bei dem es auch mal sehr eng werden kann. Bei uns im Gründerzentrum kenne ich fast kein Start-up, das nicht schon mal zum Schwitzen begonnen hat beim Thema Liquidität. Dem ganzen Thema Crowdfunding stehen wir mittlerweile sehr skeptisch gegenüber, wobei die Grundidee eigentlich gut ist. Für alle Interessierten haben wir dazu damals einen detaillierten Blog Artikel verfasst.
Welche Empfehlung oder welchen Tipp möchtet ihr anderen Gründern und Gründungsinteressierten mit auf den Weg geben?
Teste deine Idee so schnell wie möglich am Markt, insbesondere die Preisbereitschaft der potentiellen Zielgruppe. Erst wenn du einen Preis hinter dein Angebot schreibst, erhältst du ehrliches Feedback vom Kunden. Das kann so weit gehen, dass du ein Angebot schreibst für ein Produkt oder Konzept, dass noch nicht oder nur als Demo Version vorhanden ist. Sollte der Kunde ja sagen, kann man ihn immer noch vertrösten.