Wie geht „Erfinden“ eigentlich? Ist das nicht dieser Prozess, an dessen Anfang ein Problem steht und dann findet man dafür eine Lösung? Ja, würde der Volksmund sagen. Nicht so aber die drei Gründer von DEOXY Technologies. Ganz nach dem Motto „Was können wir damit tun?“ stand zu Beginn des Innovationsprozesses des GO-BIO geförderten LMU-Startup-Teams zunächst eine Technologie, für die Schritt für Schritt erst eine passende Anwendung gefunden werden musste. Und das Resultat? Ein komplett neues System, das die Genaktivität einzelner Zellen messen kann. HOCHSPRUNG hat in einem Interview mit den Gründern Johannes B. Woehrstein, Dr. Heinrich Grabmayr und Dr. Robert Grummt die Gründungsgeschichte von DEOXY mal genauer unter die Lupe genommen…
Stellt euch bitte kurz vor: Was genau macht euer Startup und was ist das Besondere an eurer Geschäftsidee?
Wir von DEOXY Technologies sehen uns die Genaktivität einzelner Zellen an. Obwohl alle Zellen in einem einzelnen Menschen genetisch gleich sind, ist die Aktivität dieser Gene in jeder Zelle unterschiedlich. Und das ist natürlich auch für Krankheitsverläufe wahnsinnig wichtig. Wenn ich weiß, was in der Zelle aktiviert worden ist, auf was eine Zelle reagiert, dann weiß ich auch, wie ich sie therapieren kann. Mit der Entwicklung unseres Nano-Partikel-Systems haben wir eine Technologie erfunden, mit dem sich eben diese genetische Aktivität messen lässt.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen?
Das war so ein Innovationsparadoxon. Eigentlich sagt man ja, dass man ein Problem braucht und dann eine Lösung kreiert. So funktioniert das aber natürlich nie. Disruptionen entstehen dadurch, dass man eine Technologie aus ihrem eigentlichen Kontext befreit und in einem komplett neuen Feld anwendet. Wer mit existierenden Methoden an bekannten Problemen arbeitet, erreicht allerhöchstens inkrementelle Verbesserungen. Wir haben also ganz klassisches Business-Development nach dem Motto „Was können wir damit tun?“ gemacht. Schritt für Schritt haben wir so Anwendungen gefunden in denen unsere Technologie einen klaren Vorteil bringt. Und so ist dann ein komplett neues System entstanden.
Welche Rolle spielte die Hochschullandschaft für eure Gründungsinitiative? Wovon habt Ihr besonders profitiert (Angebote, Veranstaltungen, Wettbewerbe usw.)?
Wir sind eng vernetzt mit der Hochschule. Da unser Projekt noch in einem sehr frühen Stadium ist und viel Entwicklung reingesteckt werden muss, sind wir nicht in der Lage gewesen, direkt in den Venture Capital-Wagniskapitalmarkt zu gehen. Das heißt, wir müssen die Seed-Finanzierung irgendwie überbrücken und das ist natürlich an der Hochschullandschaft hier fantastisch. Zudem unterstützt die LMU uns auch in Sachen Patente, Verträge und hilft bei Kooperationsverträgen und Ähnlichem. Ursprünglich waren wir auch mal in den Räumen vom LMU-Entrepreneurship-Center. Das war natürlich ein Knaller. Mittlerweile geben wir dort auch Coachings. Als Alumni erzählen wir den neuen Startups, wie es so bei uns lief.
Was waren die bislang größten Herausforderungen für euch?
Finanzierung bekommen! Also das erste Mal Geld kriegen, war sehr schwierig. Wir haben viele Anträge geschrieben, die alle abgelehnt worden sind; mit unterschiedlichen Begründungen natürlich. Was tatsächlich zieht, ist, wenn man irgendwann die erste Finanzierung hat. Auch die GO-Bio- Förderung haben wir erst im zweiten Anlauf bekommen, weil wir zwischendurch unsere Idee nochmal deutlich besser zugeschnitten haben. Und das war ein wichtiger Prozess, da haben wir auch ein bisschen Zeit für gebraucht, um das zu verstehen. Das war auch ein Teil bei der Validierungsförderung und des Denkprozesses, der da stattgefunden hat, einfach diesen besseren Fit zu finden. Erhält man dann endlich eine Finanzierung, ist es auch eine Herausforderung, nicht mehr in diesem wissenschaftlichen Trott zu bleiben und viele spannende Sachen machen zu wollen, sondern fokussiert auf den nächsten Meilenstein zu arbeiten und alle Ressourcen gemeinsam auf dieses eine Projekt aufzuwenden. Das ist schon eine Umstellung.
Welche Empfehlung oder welchen Tipp möchtet ihr anderen Gründern und Gründungsinteressierten mit auf den Weg geben?
Es ist wichtig, viel mit potenziellen Kunden und Investoren zu sprechen. Da kommen immer neue Ideen bei raus. Oder auch Anregungen, an die man nicht gedacht hat. Vor allen Dingen muss man auch einen Fokus darauf setzen, dass das, was du da kreierst, auch verkauft werden kann und die Leute das auch wollen müssen. Gerade, wenn man seine Technologie in ein völlig neues Feld bringt, ist man auf externe Ideen angewiesen. Für Fördergeber ist zum Beispiel ein wichtiges Argument, dass man die ernsthafte Absicht hat, aus der Geschäftsidee auch wirklich ein Business zu machen. Daher ist es immer ganz gut, wenn im Team auch ein paar Businessleute dabei sind oder man vorweisen kann, dass man auch Mal an einem Businessplanwettbewerb teilgenommen hat. Außerdem müssen angehende Gründer ihre Idee permanent weiter formen. Insofern ist Austausch deutlich wichtiger als Geheimhaltung.
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